Das ist einer der Hauptplätze der Stadt, der Piazza Michele

Lucca, die Erste: Vom herrlichen Essen bis zur Schrottkarre

Lucca, oh Lucca. Hallo meine Lieben, ich hab mir eine ganze Weile Gedanken darüber gemacht, wie ich die Leute, die sich für meinen Aufenthalt in Italien interessieren, auf dem Laufenden halte und habe mich dafür entschieden, dass ich das hier auf meinem Blog machen werde. Das ist mein Plätzchen im Netz, an dem ich mich sehr wohl fühle. Ich möchte also auch euch an meinem Aufenthalt teilnehmen lassen. Vielleicht interessieren sich ja ein paar von euch dafür.

Während meiner Zeit hier wird es leider weniger Rezepte von mir geben. Ich hoffe, dass ich es überhaupt schaffe, mal etwas hochzuladen! Hier arbeite ich viel in einem Restaurant und dort esse ich auch. Daher habe ich mir überlegt, dass ich den Platz für Gastbeiträge eröffne! Ihr könnt mich gerne anschreiben, wenn ihr leckere Rezepte und schöne Bilder davon habt, die ihr teilen wollt. Es geht hier, wie ihr wisst, nicht um mega aufwändige Gerichte. Es können auch ganz schnelle und kleine Gerichte sein. Mir liegt nur die Qualität der Fotos am Herzen. Mit Tageslicht ist dabei alles einfacher. Meldet euch gerne!

Für diejenigen von euch, die überhaupt keine Ahnung haben, was bei mir eigentlich los ist, nochmal kurz zusammen gefasst: Nachdem ich meinen Bachelor im April gemacht habe, bin ich vor drei Wochen nach Italien geflogen. Ein Rückflug ist noch nicht gebucht, weil ich hier den ganzen Sommer über bleiben werde.  Ich lebe in einer schönen, kleinen Stadt, die sich Lucca nennt und in der Toskana, nicht weit vom Meer, liegt. Hier habe einen Job als Kellnerin gefunden und ein Zimmer in einer WG.

Lucca hat ungefähr 90.000 Einwohner. Das historische Zentrum der Stadt ist von einer 4km langen Stadtmauer umgeben, ich würde mal schätzen, dass innerhalb der Mauer vielleicht 20.000 Menschen wohnen. Aber ich bin schlecht im schätzen. Zusätzlich gibt es etliche Touris, viele von ihnen sind allerdings auch Italiener. Die meisten kommen, nach meinen ersten Erfahrungen hier, aus den USA/Kanada und England, Deutschland und Holland. Meine Wohnung ist innerhalb der Stadtmauer, ganz im Osten der Stadt. Das war mir wichtig, um alles andere gut erreichen zu können. Ich kann also auch viel deutsch und englisch sprechen. Mit den Besitzern und den anderen Angestellten des Restaurants, in dem ich arbeite, spreche ich aber ausschließlich italienisch. Auch, wenn es jetzt noch schwer ist, bin ich froh darüber, weil ich in der kürze der Zeit schon einiges gelernt habe und eben nicht nur deutsch und englisch sprechen muss.

Die meisten Deutschen, denen ich erzähle, dass ich knapp 5€ die Stunde verdiene, schlagen die Hände über dem Kopf zusammen und fragen sich, warum ich mir das antue. Momentan arbeite ich ca. 9h/Tag und das an 6 Tagen in der Woche. Montags habe ich frei. Ich mache den Job ganz offensichtlich nicht, um hier das große Geld zu verdienen. Viel mehr wollte ich mir den Wunsch, länger in Italien zu bleiben, erfüllen, um die Menschen zu erleben, um italienisch zu lernen und in einen Alltag einzutauchen, den man als Touri nicht erlebt. Ich wollte durch den Job das „ganz normale“ italienische Leben kennenlernen. Dabei ist das Geld für den Aufenthalt natürlich die Voraussetzung. Bisher macht mir die Arbeit Spaß, allerdings habe ich erst 6 Tage gearbeitet. Schon das war ein ganz schönes auf und ab der Gefühle. An manchen Tagen habe ich mich super wohl gefühlt, an anderen war ich ziemlich verunsichert. An einem hat mich die Köchin immer wieder kritisiert, weil ich die Karte ich ihren Augen nicht richtig präsentiert habe. Dabei ist die Kommunikation doch schwieriger, als ich dachte. Seit einem Jahr lerne ich italienisch und es gibt ganz offensichtlich noch vieles zu verbessern. Immer wieder treten Missverständnisse auf oder ich versteh nur Bahnhof. Dabei hatte ich keine Lust pausenlos nachzufragen, was dieses oder jenes bedeuten sollte. Wenn mir etwas wichtig erschien, fragte ich nach, ansonsten ließ ich es sein. Manchmal fuhr ich damit ziemlich gegen die Wand, manchmal klappte es gut. Inzwischen frage ich allerdings viel mehr nach, schreibe mir viele neue Wörter auf uns lerne sie anschließend tatsächlich auswendig.

Das Restaurant, in dem ich arbeite, ist auch innerhalb der Stadtmauer, nur ganz im Westen. Wenn ich laufe, brauche ich ungefähr 20min, mit dem Rad vielleicht 8min auf der Stadtmauer entlang, die von Bäumen umsäumt ist und mehr einer Allee, als einer Mauer gleicht. Das habe ich mir inzwischen nämlich auch gekauft. Da wurde ich aber ziemlich verarscht: 50€ hat mich die Schrottkarre gekostet. Es hat ne 8 im Hinterrad und ist auch ansonsten ziemlich klapprig. Die Bremsen funktionieren aber. Es hat sich aber als ziemlich schwierig erwiesen, hier überhaupt eins zu bekommen, für das man nicht 200€ blechen muss. Ich trauere sehr meinem Berliner Fahrrad hinterher.

Ab 11:30 geht die Arbeit los. Da ist noch nicht viel zutun. Das Restaurant öffnet schon um 9:30, das heißt, ich muss auch nicht mehr großartig auf- oder umräumen. Die ersten Stunden über ist fast nichts zutun, gegen 14/15:00 kommen die meisten Gäste zum Mittagessen. Zwischen 16:00 und 19:00 habe ich bisher meine Pause und dann kommen die Abendesser. Zwischen 23:00 und 24:00 hab ich dann Feierabend. Ich bekomme in dieser Zeit 2x was zu Essen. „Mitarbeiterfraß“ ist hier unbekannt. Ich kann mir immer etwas von der Karte aussuchen oder einfach meine Wünsche äußern. Mittags ist es meistens Pasta, abends viel Gemüse und zwischendurch ganz viel Obst und Wasser. An die Temperaturen und das Klima muss ich mich schon noch ziemlich gewöhnen, das macht die Arbeit anstrengender. Das Wetter ist unglaublich. In der letzten Woche waren es immer so 35° und Sonnenschein. In dieser soll es ein bisschen ‚kühler‘ werden, aber mit 30° bin ich immer noch sehr zufrieden. In der Straße, in der das Restaurant ist, ist glücklicherweise fast immer Schatten und durch die Nähe zur Stadtmauer weht immer mal wieder ein kleines Lüftchen durch. Die Küche des Restaurants ist super. Die Frau vom Chef ist die Köchin. Es wird eigentlich fast alles selbst gemacht, von der Foccacia, über das Brot (es gibt sogar dunkles!) zum Pastateig. Sie setzen sehr auf Qualität und das schmeckt und sieht man deutlich. Von außen könnte man es auch als Tourifalle einschätzen, aber ich bin super zufrieden, dass ich dort gelandet bin. Ich frag die Köchin auch immer wieder, wie sie bestimmte Sachen zubereitet und guck ihr über die Schulter, wenn ich wenig zutun habe.

Gestern habe ich die Toilette und den Flur des Restaurants unter Wasser gesetzt. Die Spülung der Toilette ist kaputt, was ich nicht wusste und dann ist genau zum Feierabend der Spülkasten übergelaufen… War glücklicherweise also einfach sauberes Wasser. Davon aber eine Menge. Hat mich mit meiner Kollegin, die mir glücklicherweise geholfen hat, eine halbe Stunde gekostet das alles wieder aufzuwischen. Mit ihr verstehe ich mich aus dem Restaurant am besten, sie ist ungefähr so alt wie ich und lebt seit 3 Jahren mit ihrer Mutter in Lucca.

Auch wenn es durch die Sprache immer mal wieder schwierig ist, arbeite ich gerne. Ich kenn hier erst sehr wenige Leute, aber da habe ich was zutun, kann mich mit Leuten unterhalten und führe teilweise auch ziemlich interessante Gespräche. Viele interessieren sich auch sehr dafür, wie es mich nach Italien verschlagen hat und wie ich das alles organisiere. Bisher hatte ich eigentlich nur freundliche Gäste. Einige Gäste, die in ihrem Urlaub immer wieder vorbei kommen, erfreuen mich richtig. Mit einem Paar bin ich beispielsweise nach meinem Feierabend was trinken gegangen, das war total nett, momentan läuft eine Jazzwoche auf dem „Piazza di Anfiteatro“ dort haben wir uns hingesetzt. Dann ist es fast schon ein bisschen traurig, wenn sie zurück in die Heimat fliegen.

Clubs gibt’s hier nicht, aber einige schöne Bars und am Wochenende unglaublich viele junge Leute. Unglaublich viele in Bezug auf die Größe der Stadt… In der letzten Woche war ich auch mit meinem Mitbewohner was trinken. Der ist Koch und hat eigentlich die gleichen Arbeitszeiten wie ich, das ist ganz praktisch.

Mein Trinkwasser besorg ich mir immer an einem Wasserspender in der Nähe meiner Wohnung. Schmeckt besser, als Leitungswasser. Das ist schon ein morgendliches Ritual geworden und erfreut mich immer wieder aus neue.

Meinen morgendlichen Cappuccino trinke ich gerne in einer Bar, in der mich die Barfrau schon immer freundlich begrüßt. Mit ihr kann ich gut italienisch sprechen, sie ist total interessiert und bietet ständig ihre Hilfe an. Manche Italiener versteh ich mit ihren Akzenten auch einfach überhaupt nicht. Leider gibt es dort nicht meine Lieblingscroissants, die esse ich so 3x die Woche in einer anderen Bar. Ansonsten bin ich fürs Frühstück beim guten alten Müsli geblieben, vom italienischen Brot halte ich auf Dauer nicht so viel.

Ja, das sind so die ersten Eindrücke der Reise! Ich melde mich wieder und hoffe, dass bei euch alles in Ordnung ist!

Liebste Grüße,

Ronja