Gebirge Viareggio

Lucca, die Sechste: Die schöne Arbeit

Allora, diesmal habe ich leider kein Foto für euch… Beziehungsweise nur ein paar. Das liegt daran, dass ich momentan entweder arbeite, nach der Arbeit was trinken gehe oder schlafe, um der Hitze zu entgehen. Also keine wahnsinnig fotogenen Dinge tue. Außerdem war es in der letzten Zeit wahnsinnig heiß, einige Tage über 40° und durch die hohe Luftfeuchtigkeit fühlt es sich auch noch heißer an. Eine Australierin, die ich heute kennengelernt habe, hat gesagt, dass es sich teilweise sogar anfühlt hat, wie 50°…

Aber ich versuch die letzten Tage für euch wieder zu ordnen: Ende der letzten Woche habe Corinna getroffen, eine Freundin, die ich aus der Hochschule in Berlin kenne. Sie hat einige Monate in Florenz als Aupair gearbeitet und ihre Gastfamilie hat ein Ferienhaus in Viareggio. Das ist die Stadt, die von Lucca aus, die nächste am Meer ist. Wir haben uns einen schönen Tag gemacht, sind am Strand spazieren gegangen, haben gegessen und uns später zusammen in eine Strandbar gesetzt. Als es plötzlich anfing, wie aus Eimern zu schütten, war der Strand plötzlich leer und alle Leute stürmten unter die Markise der Bar. Dort haben wir einige Stunden verbracht, bis wir gehen mussten und uns dann im Regen auf unsere Räder geschwungen haben. Corinna ist inzwischen leider wieder in Deutschland. Wie es der Zufall so will, wird mein Zimmer in Berlin wieder frei und sie wird dort wohnen, bis ich wieder komme.

Und jetzt zur Arbeit: Es macht einfach Spaß. Ich arbeite nur mit jungen Leuten zusammen, insgesamt sind wir im Service zu siebt. In der Küche arbeiten insgesamt auch ungefähr sieben Leute. Durch die Hierarchie blicke ich noch nicht so ganz durch: Das Restaurant befindet sich in einer Villa einer sehr einflussreichen Familie in Lucca. Der Sohn eröffnete im Keller, ein Restaurant. Der Eingang des Restaurants geht zu einer kleinen Straße raus, dort gibt es 18 Tische. Der Sohn ist einige Male in der Woche da, aber es gibt auch noch 2 andere Herren (einer ist glaube ich der Vater), die immer wieder da sind. Die drei kümmern sich immer um die Rechnungen der Kunden.

Am ersten Tag habe ich mich nur um die Bar gekümmert. Das war ziemlich gut, um einen ersten Einblick in alle Abläufe zu bekommen. Auch eine gute Mölgichkeit um in irgendeiner Form dort anzukommen, weil es wahnsinnig voll war und die anderen Kellner nonstop rumgerannt sind. Das wäre ein bisschen viel mit einer komplett neuen Karte und anderen Abläufen gewesen. Ich habe mich unter anderem auch um das Auffüllen der Wasserflaschen gekümmert. Die haben da so eine Art Zapfanlage für gefiltertes Wasser. Eine Seite fürs Aqua „naturale“ und die andere fürs Aqua „gassata“. Ihr könnt euch vielleicht denken, was jetzt kommt: Ich habe SÄMTLICHE Flaschen, die natürlich auch beschriftet sind, mit dem jeweils anderen Wasser befüllt…. Möööööp. Also, die ganze Arbeit nochmal von vorne. Meine Kollegen waren aber super lieb und es war keine große Sache. Im Endeffekt lief der Abend aber ganz gut, ich hab mich auch drum gekümmert, die Gläser zu waschen und dabei waren sie erstaunt, wie gut ich das gemacht habe xD. Inzwischen habe ich mich schon ganz gut eingearbeitet, übernehme meine eigenen Tische, kenne die Karte, ein paar Weine (es gibt leider extrem viele) und werde ganz lieb integriert. Momentan ist es tatsächlich so, dass ich lieber arbeite, als frei zu haben.  Ich kenne inzwischen zwar immer mehr Menschen, die hier wohnen, aber vormittags, wenn ich meistens frei habe, arbeiten alle… In der letzten Woche hab ich mich vormittags extrem gelangweilt… Es ist mir aber auch einfach zu heiß, um durch die Stadt zu latschen und da trifft man zur Mittagszeit sowieso nur Touris und die meide ich momentan eher, um mehr italienisch zu sprechen.

Ich arbeite gewöhnlich von 17:00 oder 18:00. Anfangs geht es noch um die Vorbereitung der Tische und der Sachen, die so anstehen. Etwas später essen wir alle zusammen und dann wird richtig gearbeitet. Und richtig heißt wirklich richtig. Wir sind nur am rumrennen und ich habe selten so viel geschwitzt, wie bei dieser Arbeit!

Aber kellnern macht mir einfach so viel Spaß, dass mir das alles nichts ausmacht. Das Restaurant, indem ich vorher gearbeitet habe, war so gut wie nie voll und hauptsächlich auf Touristen ausgerichtet und gerade in der letzten Zeit, in der ich gearbeitet habe, war eigentlich nichts los und ich habe viel rumgestanden und mehr auf Gäste gewartet, als zu kellnern. Zum neuen Restaurant kommen auch viele Einheimische und es ist auch bei Touristen sehr beliebt.

Die Küche ist bis 22:30 geöffnet, ab dieser Zeit kümmere ich mich meistens wieder um die Bar und wasche die Gläser ab. Eigentlich ist das eine Arbeit, die keiner wirklich gerne macht. Ich finds toll nach dem ganzen rumgerenne einen Platz zu haben, wo ich meine Ruhe habe. Ich kann dann alles in meinem Tempo machen und alle anderen freuen sich, dass ich das tatsächlich gerne mache. Ich halte die Bar in Ordnung, kümmere mich um die Kaffemaschine und das ist es dann auch. Ich muss nichts anderes putzen. Das machen die anderen. Die letzten Gäste gehen meistens gegen 24:00. Nach dem Aufräumen schließen wir das Restaurant und trinken draußen zusammen was und quatschen für ein, zwei Stunden. Manchmal gehen wir noch zusammen in eine Bar und trinken weiter. Und das alles ist einfach schön. Es sind alles Italiener, ich verstehe immer mal wieder nur Bahnhof, aber sie erklären mir alles auch nochmal langsam, wenn ich nachfrage. In der letzten Zeit haben wir auch immer wieder in paar Deutschstunden abgehalten. Die meisten von ihnen haben für etliche Jahre deutsch gelernt und wollen wieder mehr davon wissen. Total süß.

Der Chef hat es sich zur Aufgabe gemacht, mir mehr von der italienischen Gestik beizubringen und das ist einfach herrlich. Ich hatte wieder ein paar Tiefs zwischendurch und hab mich gefragt, warum ich noch nicht besser spreche, als ich eigentlich gerne würde. Dabei sind mir ein paar neue Dinge aufgefallen: Die Umgangssprache und die Dialekte sind einfach problematisch. Umgangssprache muss ich nicht weiter erklären… Diese Vokabeln versuchen mir jetzt meine Kollegen näher zu bringen. Aber die Luccheser haben einen anderen Slang, als die Toskaner generell. Der unterscheidet sich natürlich auch nochmal von dem, der anderen Regionen in Italien… Es gibt also noch viel zu lernen! Momentan bin ich aber wieder zuversichtlich, ich werde ja glücklicherweise tatkräftig unterstützt.

Liebste Grüße,

Ronja